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Montag, 20. Mai 2013

Wenn Träume sterben

Issy beim Zustieg zum Mt Watkins
Size matters...
Erst hatte Issy 4 Wochen vor dem Abflug seinen Arm in Gips und dann sind wir aus dem Camp4 geflogen. Irgendwie haben wir dieses mal nicht gerade viel Glück aber ganz langsam von vorne. Aus ungeklärten Gründen, hatte Issy am rechten Ellebogen eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis Olecrani - klingt besser ;). Deshalb wurde der Arm eingegipst und ein striktes Kletterverbot für einige Wochen verordnet. Eine woche vor dem Valley konnte Issy zwar wieder klettern aber wie ich bei seiner Ankunft erfuhr nicht schmerzfrei. Ganz besonders bei Klimmzügen und Liegestützen tat es noch weh. Da war Jümarn und Haulen ganz schlecht. Nach Issys Ankunft ging es gleich auf den El Capitan zur Salathe denn das Wetterfenster war etwas bescheiden. Seit meiner letzten Erfahrung auf dem El Cap und nur wenigen Klettermetern war ich vorsichtig geworden. Wenn 30% Niederschlagswahrscheinlickeit angesagt war, dann war das so gut wie 100% bei uns zu Hause. Wir schleppten also Essen für 8 Tage auf den Gipfel des El Cap um uns ausgiebig der Headwall der Salathe zu widmen. Die Tage in der Sonne waren brutal heiß die Abende waren angenehm lau. Das Ambiente war großartig und wie immer mit Issy war auch die Motivation gut. Es macht schon einen großen Unterschied, ob man alleine da oben ist oder mit einem Freund. Das steigert alle Erlebnisse ins Positive auch die unangenehmen des Schleppens. So verbrachten wir mehrere Tage in der Headwall der Salathe. Eigendlich sollte man meinen, das mehrere Tage für 60m ausreichen sollten aber es kam anders. Nicht umsonst splitteten die Erstbegeher (Paul Piana und Tod Skinner) die erste freie Begehung in 3 Seillängen. Obwohl die 3 Längen bereits zusammen durchgestiegen sind wollte ich erst einmal vorsichtig sein und mir die Längen als einzelne Ziele setzen. Die Erste und die Dritte Länge war nach mehreren Tagen vorstellbar, aber die mittlere Seillänge welche auch "Endurance pitch" genannt wird nicht in 3 Wochen. Die Crux kam genau am Ende der Seillänge und diese Züge gingen nur in 2 von 10 Versuchen. Das mag nicht so schlimm klingen, aber vorher ist man 35m geklettert und das ohne Ruhepunkt. Wenn man dann nach ausgiebigen Ruhen im Seil die Züge so selten zusammenhängen kann dann ist der Durchstieg mehr als unrealistisch. Wir hatten also bereits viel Zeit in die Salathe gesteckt und Issy hatte nur 3 Wochen Zeit in welcher die Salathe für ihn mit seinem Arm unmöglich und für mich unrealistisch war. also entschieden wir uns für das einzig Richtige. Das Projekt Salathe aufzugeben und mit kürzeren, etwas leichteren Routen schauen was mit Issys Ellenbogen wird. Wir waren gerade daran dies zu versuchen und sind die 3h zum Mt Watkins gelaufen als Kerstin anrief. Die Ranger im Camp 4 hatten durch irgend jemanden gesteckt bekommen, dass Kerstin und Leopold bereits seit über einer Woche im Camp 4 sind und die Ranger haben sie ohne Disskusion aus dem Camp verwiesen. Da für Kerstin das alleine mit Leopold nicht zu handhaben war rannten wir den Weg von Mt. Watkins zurück um ihr beizustehen. Zum Glück halfen uns die Leute die man über Jahre im Yosemite Kennengelernt hat für die erste Nacht, aber auf dauer gab es keine Lösung für Kerstin und Leopold im Valley zu bleiben. Issy und ich konnten leichter irgendwo unterkommen. Wir waren ohnenhin wenn überhaupt nur zum schlafen im Camp. So entschied Kerstin erst einmal eine Auszeit zu nehmen und zum Basti nach Berkley zu fahren. Ich blieb allein mit Issy zurück und jetzt müssen wir mal schauen was wir aus der uns verbleibenden Zeit machen. Nun sind einige Tage vergangen und wir haben wenigstens schon 2 Routen geklettert. Die erste war WESTI was die Freikletterbezeichnung des West Face am Leaning Tower ist (8 Seillängen 5.13a) und die andere Quantum Mechanics light am Leaning Tower (14 Seillängen 5.13a).

Quantum Mechanics light war gestern und mit Issys Ellenbogen geht es mittlerweile etwas besser. Solange Issy nicht haulen und vorsteigen muß wird es nicht schlimmer und auf Dauer etwas Besser. Das ist zwar für mich sehr anstrengend, aber so kann Issy jederzeit loslassen wenn der Ellebogen schmerzt und hält sich nicht unnötig lange fest. So ging es bei uns gestern zeitig los, denn die 14 Längen können etwas dauern. Wir hatten zwei Optionen. Die erste war Quantum Mechanics die Originalroute, welche etwas rechts quert und im oberen Teil noch einige schwere Längen hat und die zweite war die Variante von James Lukas, wo der untere Teil der Aidroute in überhängenden und anstrengenden Rissen folgt aber oben links etwas eher in Astroman mündet. In beiden Fällen ist eine Untergriffhangel im unteren Teil die Crux welche den Erstbegeher einige Tage bis zum Durchstieg kostete. Diese beeindruckende Rippe hangelt man 20 m nach links und es gibt keine Tritte.
Die Crux von unten.

Die Crux von Quantum Mechanics mit der hilfreichen Fußtechnick zum Weitergreifen und Schütteln.
 Die Crux kommt so ziemlich am Ende wo zum Glück ein Bohrhacken steckt. Zur Absicherung hat man nur große bis sehr große Friends und James Lukas meinte zu mir, das ein Friend pro Größe ausreichen würde. Das mag zwar stimmen wenn man die Route lange versucht hat aber besser ist wenn man 2 mal #4, 2 mal #5 und 1 mal # 6 Camelot hat. Da dies nicht der Fall war mußte ich zwei kleine Friends hinder eine Lose schuppe im Dach legen welche die Schuppe jeweils in die entgegengesetzte richtung schieben. Die Schuppe wackelte zwar, wenn man sich in die verbundenen Friends setzte was gruselig klang, aber es hielt. Das Ausbouldern der Länge dauerte etwas. Besonders die Crux fiel mir schwer. Aus einem schwer zu legenden Knieklemmer mußte man einen weiten Zug nach links zu einem Griff machen. Ich kam aber leider nicht bis hin. Als ich das irgenwie schaffte, war mein Knie letztendlich dort gelandet wo die rechte Hand hin gehörte. Also langsam aus dem Knieklemmer rutschen obwohl das volle Gewicht dran hing. Nach mehr als 10 Versuchen gelang die Einzelstelle, aber es fühlte sich wie runterfallen an. Nach dem Ausbouldern querte ich zurück zum Stand und gönnte mir eine kurze Pause. Ich war gespannt wie sich das ganze im Durchstieg anfühlen würde. Beim Durchstieg der zum Glück im 2. Versuch gelang kam mir ein Reflex zu Hilfe der mir beim Ausbouldern half. Als ich beim Hangeln einmal so gepumpt war, das ich zwar den großen Friend in die Untergriffrippe gesteckt hatte, jedoch keine Kraft mehr hatte diesen einzuhängen steckte ich verzweifelt den Fuß in den Riß und konnte durch diesen Toehook einhängen. Im Durchstieg nutzte ich diese neue Technik fast durchgehend. Ich bekam zwar Krämpfe im Schienbein aber ich stieg gerade so durch. Am Ende fand Issy sogar noch im Ende der Rippe einen Knieklemmer den ich gerne für den Durchstieg gewußt hätte.
Issy findet einen hilfreichen Knieklemmer in der Cruxlänge aber leider zu spät für mich.
Issy cruised 5.Sl.


Die überhängenden Verschneidungen im oberen Teil.
 So ging es weiter in überhängenden Rissen und da das Haulen des Gepäcks das Vorsteigen in teils feuchten Fels sehr anstrengend war, entschieden wir uns für die light Variante mit 3 extrem anstengenden Hangelverschneidungen und einem gruseligen losen Block.<br /> <br /> Am Ende stiegen wir glücklich und geschafft im letzten Tageslicht ab und schauten vorwärts zu neuen Zielen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Tobias,
    deine Klettererlebnisse klingen für uns Nichtkletterer vorsichtig ausgedrückt "krass". Es ist echt bewundernswert, wie Du Dich immer wieder motivierst weiterzuklettern.
    Wenn Kerstin mit Leopold wieder in Berkley ist, dann könne wir sicher wieder mit Ihr telefonieren.

    Viele liebe Grüße aus Berlin

    Doris und Lutz

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