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Samstag, 21. Februar 2015

Die Letzten Versuche

Die Fitz Roy Gruppe vom Torre Valley aus.

Blick vom Passo Superior runter zu Laguna.

Je später sie Saison umso schlimmer sehen die Gletscher aus und um so schwerer ist deren Überschreitung.


Endlich hatte ich mit Pepe einen Partner und es stand der Fitz Roy auf dem Programm. Doch zur Durchsteigung der 1350 m hohen Ostseite waren mindestens 3 Tage ohne Wind und Niederschlag nötig. Erneut machte mir das patagonische Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es kam nicht einmal ein Wetterfenster von einem Tag. Obwohl das Wetter schlecht angesagt war kam in den Bergen nie richtig viel Schnee dazu. Dennoch wollten wir es nicht riskieren in einer Wand ungeschützt einem Sturm ausgeliefert zu sein. Wir konnten also nur Warten. Bevor erneut schönes Wetter kam ging Pepes Zeit in Chalten zu Ende und ich stand ohne Partner da. Im Tal war das Wetter immer gut genug um Bouldern zu gehen und so war das Warten ein guter Zeitvertreib und zudem ein gutes Training. Mit den Chilenen welche täglich mein Spanisch aufbesserten hatten wir viel Spaß und bereits nach kurzer Zeit gehörte ich fest du dieser lustigen Gruppe. Als Pepe abfuhr hatte ich mich innerlich schon damit abgefunden auch die letzte Woche noch Bouldern zu gehen, denn das Wetter sah weiterhin sehr durchwachsen aus. An just diesem Tag kam Matteo aus Italien mit einem Vorschlag zu mir. Wir hatten uns gelegentlich in den Alpen getroffen und ich habe zusammen mit Issy einige Routen von ihm wiederholt und alle waren moralisch sehr anspruchsvoll. Wegen des kalten wechselhaften Wetters war das Team um Matteo (2 Schweizer und 3 Italiener) nicht sicher ob sie ihre Versuche am Ostpfeiler des Fitz Roy fortsetzen sollten. Alle außer Matteo sahen in der Ferrari-Route ein besseres Ziel für dieses Wetter und so fragte Matteo mich ob ich am Ostpfeiler der Fiz Roy Interessiert sei. Ohne groß zu überlegen sagte ich zu und da ich nur noch knapp 6 Tage hatte stiegen wir am nächsten Morgen zum Passo Superior auf wo bereits einiges Material deponiert war. Das Wetter war gut und nach 7h Schlepperei waren wir am Ziel. Des heutigen Tages. Der Plan für die nächsten Tage sah vor, das wir in 3 Tagen durch frei die Route des Ostpfeilers Klettern welche noch nie frei geklettert wurde. Dies würde jedoch scheitern, wenn Eis in den Rissen verhinderte den Riss zum Klettern zu benutzen wie es Matteo bei dem Versuch 2 Wochen zuvor erfahren durfte. Ein anderer Punkt der mir etwas Kopfzerbrechen bereitete war das Portalege. Da es keine Bänder zum Biwakieren gab, waren wir auf dieses angewiesen und Matteo hatte dies bereits am Passo Superior deponiert. Jedoch war dieses von Black Diamond und keiner von uns hatte dieses bisher zusammen mit dem Rainfly aufgebaut. Ich bestand also darauf, das wir dies am gleichen Abend noch übten, denn in der Wand und eventuell in einem Sturm ist alles viel komplizierter als auf dem Erdboden. Leichter gesagt als getan. Es dauerte tatsächlich 2 h bis das Portaleg im Rainfly hing. Das größte Problem war, dass das Portaledge zu groß für das Rainfly war und wir es nicht reinzwängen konnte. Also versuchten wir es vergeblich bis ich mir das Portaledge noch einmal genauer ansah. Dabei fiel mir auf, das die Längsstangen zu lang sind und suchte nach der Ursache. Auf der Richtigen Spur fand ich auch bals den Fehler, denn der feine Staub in den Stangen verhinderte das diese vollständig ineinander rutschten und somit zu lang waren. Noch immer war alles zwar ein Krampf, aber wir hatten es geschafft. Endlich konnten wir uns der Pflicht des Wasserschmelzens und des Abendessens widmen und noch ehe wir angefangen hatten fing es an zu schneien. Der Wetterbericht hatte ein wenig Niederschlag und Wind vorausgesagt, aber was in der Nacht folgte war ein richtiger Schneesturm. Das Zelt lag mehr auf uns als das es stand und es war alles andere als gemütlich. Das kondenswasser welches feuchtkalt auf mich herabregnette rief Erinnerungen in mir wach an unsere Nächte am Cerro Cotta 2000 im Torres des Paines Nationalpark. Ich fragte mich die halbe Nacht ob es so klug war bei diesem Wetter aufzusteigen. Noch bevor die Nacht herum war wußte ich das es sinnlos ist einen Versuch zu starten und dieses Wetter auf die leichte Schulter zu nehmen. Meine vermutung bestätigte sich am nächsten Morgen. Jedes bisschen Fels egal ob liegend, senkrecht oder überhängend war mit einer Zentimeter dicken Eisschicht überzogen. In Patagonien heißt dieses Phänomen Verglas und der Fels ist dadurch nicht mehr kletterbar. Ausgelöst wird dies unter anderen durch die saubere Luft hier. Dadurch befinden sich Wassertröpfchen noch im flüssigen Zustand obwohl die

Zustieg zum Passo Suoerior mit Matteo.




Verglace, so nennt man hier mit Eis überzogenen Fells. Wenn das mit den Seilen passiert braucht man an Abseilen nicht mehr zu denken.

Das Ziel deutlich vorm Auge. Zustieg zum Passo Superior mit noch gutem Wetter.

Alles voll Schnee oder Eis. Am Vortag waren fast alle Wände Schneefrei.

Temperatur bereits unter 0° C ist. Das ist nur möglich, da es der sauberen Luft an Kristallisationskeimen fehlt welche das Wasser gefriehren lassen. Kommen diese supercooled droplets dann in Kontakt mit festen Gegenständen erstarren sie sofort zu Eis. So kann sich durch die Verwirbelung des Windes innerhalb kürzester Zeit eine flächendeckende Vereisung des Felses ergeben. Erst nach viel Sonne und warmen Wetter würde man am Fitz Roy wieder an freie Kletterei denken können aber das würde so schnell nicht geschehen, denn es war eiskalt. Resigniert stiegen wir ab, denn Zeit zum warten hatten ich nicht selbst wenn das Wetter perfekt gewesen wäre, hätte ich meinen Rückflug gerade so bekommen. Nach einem Anstrengenden Abstieg überlegten wir wie man die letzten 3 Tage für eine kürzere Route noch nutzen könnte. Bevor wir groß überlegten machte ein weiterer Schneesturm nur noch 2 Tage daraus und wir entschieden uns noch einmal ins Torre Valley zu Laufen. Das Camp Nipo Nino wo es sonst nur so von Leuten wimmelt war verlassen was bei dem Wetter auch verständlich war. Der nächste Tag war straff durchgeplannt denn es sollte um 5:00 Uhr früh losgehen und denn ich mußte noch am gleichen Tag bzw in der Nacht die 6-8h ins Tal absteigen. Pünktlich um 5:00 Uhr weckte uns der Regen und es hörte bis 9:00 Uhr nicht auf. Für die geplante Route reichte die Zeit nicht mehr und so entschieden wir uns für die "Voi de Benitiers". Die 400m Kletterei waren bis auf eine Einzelstelle (7b) ca. 6b. Der Fels war bis auf wenige längen ausgezeichnet und wir kamen gut voran. Anfangs war es noch kalt, feucht und windig aber später klarrte der Himmel auf. Die Schlüsselstelle ist der Wechsel zwischen zwei Rissen und obwohl viele sagten: "Es gäbe da keine Griffe und Tritte" gelang es mir diese Länge im on sight. Der Rest war nicht weiter Schwer und eher Genuskletterei für uns. Wir staunten nicht schlech, als wir bereits nach 4h am Ausstieg waren und uns freuten beide die Route o.s./ flash geklettert zu haben. Viel Zeit war allerdings nicht zur freude, denn wir mussten noch Abseilen, Absteigen, das Zelt abbauen und zurück nach El Chalten laufen. Nach einem Gewaltmarsch sondersgleichen waren ich um Mitternacht im Centro Alpino und gönnte mir mein Abendessen. Am nächsten Tag ging es nach dem Sachen packen wieder mit allem Gepäck zum Busbahnhof wo ich nichtsahnend auf meine Rückfahrt wartete. Kurz vor der Abfahrt kammen noch einige der Chilenischen Boulderer mit welchen ich viele lustige Stunden verbracht hatte vorbei um sich von mir zu verabschieden.
Was für ein Mistwetter. 6h Zustieg und dann noch Regen.

Nach 4h 400m höher am Ausstieg

Matteo in der Crux von Voi de Benitier an der Mojo.

 Normalerweise bin ich kein Freund von Abschiedsscenarien, aber ich freute mich dennoch sehr über diese Geste. 4 Wochen zuvor kamm ich Mutterseelenalein nach El Chalten und jetzt ließ schaue ich auf viele Erlebnisse und Gespräche mit verschiedensten Leuten zurück. Wenn auch das Klettern für meinen Geschmack etwas zu kurz gekommen ist hatte ich eine schöne Zeit.
So und jetzt ab nach Hause mit mir.


Ach so wenn der eine oder andere Fehler oder das Layout etwas gestört hat, dem bitte ich um Entschuldigung. Es ist nicht gerade leicht alles auf einem popeligen Handy zu schreiben und hochzuladen. Vor allem dann, wenn einem die Geschwindigkeit von ISDN wie weit entfernte Zukunftsmusik vorkommt.

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