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Donnerstag, 5. Februar 2015

Mermoz, Pilar Rojo

Nach dem letzten Fehlversuch einen kompetenten Partner zu finden war ich etwas vorsichtiger geworden und ging erst einmal ein paar Tage Boulder. Ja es klingt sehr komisch, wenn ich sage ich habe große Wände vor der Nase und gehe Bouldern. Ich wollte aber unbedingt mal wieder Klettern, ohne dafür tagelang Rucksäcke zu schleppen. Doch auch beim Bouldern war es typiscb südamerikanisch genau wie das Leben hier. Vormittags passiert gar nichts und gegen 16:00 Uhr geht es dann langsam los. Ich Boulderte etwas mit ein paar Leuten aus Chile und meine Fitness war alles andere als gut nach den letzten Wochen. Dafür hatte ich umso mehr Gelegenheit spanisch zu sprechen, denn englisch sprach kaum jemand. Am Abend brannten meine Fingerkuppen denen Fels mittlerweile fremd war. Da das wenige Spanisch aus der Uni nicht viel Vokabeln zum Thema Klettern enthielt, vergrößerte sich mein Wortschatz in diesem Bereich drastisch. Ein anderer positiver Nebenefekt war, dass Seba einer der fitteren Chilenen auch auf Partnersuche für die großen Wände war.
Nach zwei Tagen zusammen Bouldern beschlossen wir es mal an den kurzen Mehrseillängenrouten unweit des Ortes zu versuchen. Ich war nun etwas vorsichtiger und es gab ein neues zuvor nicht gekanntes Problem: Komunikation. Seba sprach kein Englisch und dies erschwerte vieles. Am Boden war die Kommunikation mit Händen und Füßen noch ausreichend, diese würde jedoch bei Seilkomandos und unvorhersehbaren Ereignissen an ihre Grenzen geraten. Zum Glück merkten wir bei der ersten Route nicht viel davon, denn der Wind war so stark das man kein einziges Wort verstand. Nur gut, dass wir uns vorher in einer für dritte lustig anmutenden Konversation auf die Reihenfolge der Seilaktionen geeinigt hatten. So waren wir beide sicher ebenfalls gesichert zu sein, sobald sich der kleine Haulbag nach oben bewegte. Nich das der Sack nötig gewesen wäre, aber dies erleichterte es ungemein und in den Bergen sei dies ohnehin meine bevorzugte Seiltechnik. Was soll ich also noch sagen es funktionierte, die Knoten kannte Seba und der Haulbag erreichte mit uns den Ausstieg. Nun mußten wir nur noch ein passendes Ziel für das kurze Wetterfenster in 2 Tagen finden. Etwas richtig großes kam wegen der Kommunikation nicht in Frage aber mit etwas ganz kleinem wollte ich die Gelegenheit nicht verschwenden. Da es auch dieses mal schief gehen konnte wollte ich mal ein wenig Neuland in den hiesigen Bergen sehen also nicht schon wieder Guillamet. Mein Vorschlag war deshalb an der Mermoz die Bernd Arnold Route "Pillar Rojo". Ein unschlagbarer Vorteil derselbigen ist, dass die Standplätze gebohrt sind und mann über den selben Weg abseilt welchen man herraufklettert. Doch keine Vorteile ohne Nachteile: Die 450 m lange Route hatte 16 Seillängen von denen nur wenige leichter als 6b waren und das war das schwerste was Seba bisher in den Bergen geklettert war. Zudem waten alles Risse und Seba war eher ein Wandkletterer. Auch der Zustieg über den Gletscher und die 200m über mehrere Bergschünde und 60° Grad steilen Schnee bereiteten ihn unbehagen da er damit keine Erfahrungen hatte. Zusammengenommen war es eine nicht alzu lange aber anhaltend schwere Route in der von allem etwas verlangt wurde.
Ich konnte Sebas Zweifel zerstreuen und wenig später ging es los. Wir zelteten am Passo Guillamet und es war extrem kalt am Abend. Da es am Pass kein Wasser gab, mußten wir aufwendig Eis schmelzen um Wasser für das Abendessen und den kommenden Tag zu erhalten. Die Schatten von Fitz Roy und umliegende Gipfel wurden immer länger und es wurde ein kurzer Abend. Am folgenden Morgen ging es zeitig los merkten jedoch am Bergschrund das wir zu spät dran waren. Die extrem intensive Sonne hatte bereits eine Stunde nach ihrem Aufgang die letzte der 3 Spalten im steilen Schnee soweit aufgeweicht, dass die Eisgeräte wie ein warmes Messer durch Butte schnitten und die kurze senkrechte Stufe zum Problem wurde. Mit jeder Minute die weiter verstreicht würde es problematischer werden den Bergschrund zu überwinden. Deshalb entschieden wir uns aus einer Stufen im Gletscher das letzte Stück zu Sichern, da man dort weningstens eine Eisschraube drehen konnte. Ich probierte es anfangs mit graben um die Stufe zu Uberwinden, merkte aber bald das es eher schlechter als besser wurde. Mit viel Gefühl und vor allem ohne Rucksack mogelte! mich seitlich über die Stufe. Als Seba mit Rucksack nachstieg zeigte es sich das wir alles richtig gemacht hatten, denn er viel 4 mal ins Seil und nur durch kräftige ziehen kam er über die Stufe. Endlich waren wir am Fels und die Risse sahen einladend aus. Am morgen war es schön sonnig, da wir in einer Ostseite kletterten. Zwei Längen vor uns kletterten Matteo und Luca von denen wir bereits am Vortag wußten, dass sie das gleiche Ziel wie wir hatten. Da die beiden bereits ein eingespieltes Team sind, war dies auch die gewünschte Konstellation für zwei Seilschafften im Pillar Rojo.
Endlich war ich dort wo ich hin wollte, an schönen Granitfelsen mit einem Ambiente, das es mir schier den Atem raubte. Der Granit in dieser Wand ist von extrem guter Qualität was man fast immer an der leicht rötlichen Farbe erkennt. Die Risse waren meist trocken und nur an 3 oder 4 Stellen nass oder vereist. Dies machte die Kletterei nur noch interessanter vor allem weil dies für mich die scherste Stelle der Route war. Nicht das die Risse leicht sind, denn es ist anhaltende Rißkletterei im oberen 8ten Sachsengrad. Wie bereits vermutet vielen Saba die Risse nicht leicht und er wolte nur noch Nachsteigen. Dennoch wurde das Grinsen in seinem Gesicht immer breiter je höher wir kammen die Längen waren auch für ihn genial. Dennoch war er beits nach der hälfte der Route auf anschlag und er wurde immer ruhiger und langsammer. Ich redete im gut zu und zählte die Längen rückwärts bis wir es geschafft hatten. Bei der letzten franz 7a Länge ganz zum Schluß mußte auch ich noch einmal richtig kämpfen, damit ich mir meine on sight Begehung sichern konnte. Zum Ende merkte ich, dass auch mir die Längen immer schwere fielen als am Anfang und das mein Spanisch mit zunehmender Erschöpfung immer schlechter wurde. So war die Freude zwar groß und mit 8h waren wir gar nicht mal so viel langsamer als Matteo aber wir mussten uns beeilen wieder nach unten zu kommen. Es kann immer wieder vorkommen, das sich beim Abziehen ein Seil verhängt und dann mußte man diese Länge noch einmal Klettern. Zum Glück passierte dies nur ein einziges mal kurz vor dem Schnee. Weiterhin stellten wir erfreut fest, dass wir nicht den 60° Grad Schnee abklettern mussten sondern entlang der Felsen abseilen konnten. Dies war auch besser so, denn der Schnee war noch immer von der Sonne so aufgewärmt, das wir in Ebenem Gelände Knietief einbrachen. Dies erschwerte uns den Rückweg massiv und wir erreichten im letzten Tageslicht glücklich unser Zelt. Seba hörte nicht mehr auf vor freude zu stahlen und auch ich war zufrieden. So ging ein toller Tag zu Ende und ich kam zu meiner ersten und was die Felsqualität angeht vielleicht zu besten Route in Patagonien. Leider war Seba am nächsten Morgen so geschafft das aus meiner Idee in der Nähe des Biwaks noch eine kürzere Route zu klettern nichts wurde und wir ins Tal abstiegen.
Gletscherzustieg am Morgen, eine traumhafte Stimm

am höchsten Punkt des Schneefeldes und etwas links beginnt unsere Route


Seba in der 2. Länge

Die 4. lange und Crux da eisig im Dach über mir aber dennoch Bildhübsch

Eine ganze Länge nur Handries aka Manos al cielo

Pillar Rojo 3 letzte Länge mit immer länger werdenden Schatten des Gipfels und vom Fitz Roy

Impressionen der abendlichen Gletscherwanderung

Seba ist happy, endlich geschafft
Der Schatten von Fitz Roy

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