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Samstag, 21. Februar 2015

Die Letzten Versuche

Die Fitz Roy Gruppe vom Torre Valley aus.

Blick vom Passo Superior runter zu Laguna.

Je später sie Saison umso schlimmer sehen die Gletscher aus und um so schwerer ist deren Überschreitung.


Endlich hatte ich mit Pepe einen Partner und es stand der Fitz Roy auf dem Programm. Doch zur Durchsteigung der 1350 m hohen Ostseite waren mindestens 3 Tage ohne Wind und Niederschlag nötig. Erneut machte mir das patagonische Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es kam nicht einmal ein Wetterfenster von einem Tag. Obwohl das Wetter schlecht angesagt war kam in den Bergen nie richtig viel Schnee dazu. Dennoch wollten wir es nicht riskieren in einer Wand ungeschützt einem Sturm ausgeliefert zu sein. Wir konnten also nur Warten. Bevor erneut schönes Wetter kam ging Pepes Zeit in Chalten zu Ende und ich stand ohne Partner da. Im Tal war das Wetter immer gut genug um Bouldern zu gehen und so war das Warten ein guter Zeitvertreib und zudem ein gutes Training. Mit den Chilenen welche täglich mein Spanisch aufbesserten hatten wir viel Spaß und bereits nach kurzer Zeit gehörte ich fest du dieser lustigen Gruppe. Als Pepe abfuhr hatte ich mich innerlich schon damit abgefunden auch die letzte Woche noch Bouldern zu gehen, denn das Wetter sah weiterhin sehr durchwachsen aus. An just diesem Tag kam Matteo aus Italien mit einem Vorschlag zu mir. Wir hatten uns gelegentlich in den Alpen getroffen und ich habe zusammen mit Issy einige Routen von ihm wiederholt und alle waren moralisch sehr anspruchsvoll. Wegen des kalten wechselhaften Wetters war das Team um Matteo (2 Schweizer und 3 Italiener) nicht sicher ob sie ihre Versuche am Ostpfeiler des Fitz Roy fortsetzen sollten. Alle außer Matteo sahen in der Ferrari-Route ein besseres Ziel für dieses Wetter und so fragte Matteo mich ob ich am Ostpfeiler der Fiz Roy Interessiert sei. Ohne groß zu überlegen sagte ich zu und da ich nur noch knapp 6 Tage hatte stiegen wir am nächsten Morgen zum Passo Superior auf wo bereits einiges Material deponiert war. Das Wetter war gut und nach 7h Schlepperei waren wir am Ziel. Des heutigen Tages. Der Plan für die nächsten Tage sah vor, das wir in 3 Tagen durch frei die Route des Ostpfeilers Klettern welche noch nie frei geklettert wurde. Dies würde jedoch scheitern, wenn Eis in den Rissen verhinderte den Riss zum Klettern zu benutzen wie es Matteo bei dem Versuch 2 Wochen zuvor erfahren durfte. Ein anderer Punkt der mir etwas Kopfzerbrechen bereitete war das Portalege. Da es keine Bänder zum Biwakieren gab, waren wir auf dieses angewiesen und Matteo hatte dies bereits am Passo Superior deponiert. Jedoch war dieses von Black Diamond und keiner von uns hatte dieses bisher zusammen mit dem Rainfly aufgebaut. Ich bestand also darauf, das wir dies am gleichen Abend noch übten, denn in der Wand und eventuell in einem Sturm ist alles viel komplizierter als auf dem Erdboden. Leichter gesagt als getan. Es dauerte tatsächlich 2 h bis das Portaleg im Rainfly hing. Das größte Problem war, dass das Portaledge zu groß für das Rainfly war und wir es nicht reinzwängen konnte. Also versuchten wir es vergeblich bis ich mir das Portaledge noch einmal genauer ansah. Dabei fiel mir auf, das die Längsstangen zu lang sind und suchte nach der Ursache. Auf der Richtigen Spur fand ich auch bals den Fehler, denn der feine Staub in den Stangen verhinderte das diese vollständig ineinander rutschten und somit zu lang waren. Noch immer war alles zwar ein Krampf, aber wir hatten es geschafft. Endlich konnten wir uns der Pflicht des Wasserschmelzens und des Abendessens widmen und noch ehe wir angefangen hatten fing es an zu schneien. Der Wetterbericht hatte ein wenig Niederschlag und Wind vorausgesagt, aber was in der Nacht folgte war ein richtiger Schneesturm. Das Zelt lag mehr auf uns als das es stand und es war alles andere als gemütlich. Das kondenswasser welches feuchtkalt auf mich herabregnette rief Erinnerungen in mir wach an unsere Nächte am Cerro Cotta 2000 im Torres des Paines Nationalpark. Ich fragte mich die halbe Nacht ob es so klug war bei diesem Wetter aufzusteigen. Noch bevor die Nacht herum war wußte ich das es sinnlos ist einen Versuch zu starten und dieses Wetter auf die leichte Schulter zu nehmen. Meine vermutung bestätigte sich am nächsten Morgen. Jedes bisschen Fels egal ob liegend, senkrecht oder überhängend war mit einer Zentimeter dicken Eisschicht überzogen. In Patagonien heißt dieses Phänomen Verglas und der Fels ist dadurch nicht mehr kletterbar. Ausgelöst wird dies unter anderen durch die saubere Luft hier. Dadurch befinden sich Wassertröpfchen noch im flüssigen Zustand obwohl die

Zustieg zum Passo Suoerior mit Matteo.




Verglace, so nennt man hier mit Eis überzogenen Fells. Wenn das mit den Seilen passiert braucht man an Abseilen nicht mehr zu denken.

Das Ziel deutlich vorm Auge. Zustieg zum Passo Superior mit noch gutem Wetter.

Alles voll Schnee oder Eis. Am Vortag waren fast alle Wände Schneefrei.

Temperatur bereits unter 0° C ist. Das ist nur möglich, da es der sauberen Luft an Kristallisationskeimen fehlt welche das Wasser gefriehren lassen. Kommen diese supercooled droplets dann in Kontakt mit festen Gegenständen erstarren sie sofort zu Eis. So kann sich durch die Verwirbelung des Windes innerhalb kürzester Zeit eine flächendeckende Vereisung des Felses ergeben. Erst nach viel Sonne und warmen Wetter würde man am Fitz Roy wieder an freie Kletterei denken können aber das würde so schnell nicht geschehen, denn es war eiskalt. Resigniert stiegen wir ab, denn Zeit zum warten hatten ich nicht selbst wenn das Wetter perfekt gewesen wäre, hätte ich meinen Rückflug gerade so bekommen. Nach einem Anstrengenden Abstieg überlegten wir wie man die letzten 3 Tage für eine kürzere Route noch nutzen könnte. Bevor wir groß überlegten machte ein weiterer Schneesturm nur noch 2 Tage daraus und wir entschieden uns noch einmal ins Torre Valley zu Laufen. Das Camp Nipo Nino wo es sonst nur so von Leuten wimmelt war verlassen was bei dem Wetter auch verständlich war. Der nächste Tag war straff durchgeplannt denn es sollte um 5:00 Uhr früh losgehen und denn ich mußte noch am gleichen Tag bzw in der Nacht die 6-8h ins Tal absteigen. Pünktlich um 5:00 Uhr weckte uns der Regen und es hörte bis 9:00 Uhr nicht auf. Für die geplante Route reichte die Zeit nicht mehr und so entschieden wir uns für die "Voi de Benitiers". Die 400m Kletterei waren bis auf eine Einzelstelle (7b) ca. 6b. Der Fels war bis auf wenige längen ausgezeichnet und wir kamen gut voran. Anfangs war es noch kalt, feucht und windig aber später klarrte der Himmel auf. Die Schlüsselstelle ist der Wechsel zwischen zwei Rissen und obwohl viele sagten: "Es gäbe da keine Griffe und Tritte" gelang es mir diese Länge im on sight. Der Rest war nicht weiter Schwer und eher Genuskletterei für uns. Wir staunten nicht schlech, als wir bereits nach 4h am Ausstieg waren und uns freuten beide die Route o.s./ flash geklettert zu haben. Viel Zeit war allerdings nicht zur freude, denn wir mussten noch Abseilen, Absteigen, das Zelt abbauen und zurück nach El Chalten laufen. Nach einem Gewaltmarsch sondersgleichen waren ich um Mitternacht im Centro Alpino und gönnte mir mein Abendessen. Am nächsten Tag ging es nach dem Sachen packen wieder mit allem Gepäck zum Busbahnhof wo ich nichtsahnend auf meine Rückfahrt wartete. Kurz vor der Abfahrt kammen noch einige der Chilenischen Boulderer mit welchen ich viele lustige Stunden verbracht hatte vorbei um sich von mir zu verabschieden.
Was für ein Mistwetter. 6h Zustieg und dann noch Regen.

Nach 4h 400m höher am Ausstieg

Matteo in der Crux von Voi de Benitier an der Mojo.

 Normalerweise bin ich kein Freund von Abschiedsscenarien, aber ich freute mich dennoch sehr über diese Geste. 4 Wochen zuvor kamm ich Mutterseelenalein nach El Chalten und jetzt ließ schaue ich auf viele Erlebnisse und Gespräche mit verschiedensten Leuten zurück. Wenn auch das Klettern für meinen Geschmack etwas zu kurz gekommen ist hatte ich eine schöne Zeit.
So und jetzt ab nach Hause mit mir.


Ach so wenn der eine oder andere Fehler oder das Layout etwas gestört hat, dem bitte ich um Entschuldigung. Es ist nicht gerade leicht alles auf einem popeligen Handy zu schreiben und hochzuladen. Vor allem dann, wenn einem die Geschwindigkeit von ISDN wie weit entfernte Zukunftsmusik vorkommt.

Montag, 9. Februar 2015

Desmochada Brass Parrot

Blick von der Moräne auf den Gletscher welchen man entlangläuft

Blick zur cerro Torre Gruppe
Die letzte Route hatte Lust gemacht auf mehr, doch wieder stand ich vor dem Problem mit wem, denn Seba hatte keine Zeit mehr und für längere Sachen war er leider auch nicht der richtige Partner. Dafür war das verständigungsproblem zu groß um komplexe Seilmaneuver von einem Stand zum anderen zu rufen. Je länger die Route, umso wahrscheinlicher, dass man den Haulbag in einem Quergang rauslassen muss und nicht genug Materialseil dafür zu Verfügung steht. Ganz zu schweigen davon, wenn man die Bergungstechniken mit Bewußtlosen durchsprechen will. Also ging wieder alles von vorne los. Neuer Partner neuer gemeinsamme Einklettertour in der Nähe des Ortes erneutes Durchsprechen der Seiltechnik usw. Als Pepe aus Santiago de Chile und ich das hinter uns gebracht hatten stand ein 3 Tage Schönwetterfenster vor der Tür. Was also machen? Mein bevorzugtes Ziel war am Fitz Roy eine Variante zu El Corazon welche mit fast 1400 Klettermetern endlich den langen Zustieg rechtfertigten. Da diese Route mehrere Tage dauern würde und ich im gegensatz zu den meisten Kletteren hier nacht ungern auf meinen Schlafsack verzichte kamen wir um Haulen nicht herum. Das war für Pepe neu, denn üblicherweise spart man sich das hier indem der Seilzweite mittels Jümar am Seil nachsteigt. Das mag vielleicht eine Alternative sein , wenn man irgendwie zum Gipfel kommen wollte aber für mich war das keine Lösung, denn ich wollte alle Einzelstellen frei Klettern. So entscheiden wir uns schweren Herzens, dass selten lange Wetterfenster für eine Eintagesroute im Tal des Cerro Torre zu nutzen. Dies hatte zum einen den Vorteil, das ich auch dieses endlich mal zu Gesicht bekommen. In Patagonien ist es nicht selten das sich mehrere Wochen keine Gelegenheit bietet in die Berge zu kommen. Das liegt gelegentlich an starken Schneefällen, jedoch fast immer an extrem starken Wind. Es ist defacto unmöglich das Wort Patagonoen in den Mund zu nehmen ohne den Wind zu erwähne der einem bis auf die Knochen mit Kälte erfüllt und dem aufrechten Gang ein Ende setzt. Wir starteten also zum Polaco Biwak was selbst mit leichtem Gepäck 8h Fußmarsch sind. Schon zeitig auf dem Weg thront der Cerro Torre über allem. Ich bin immer wieder stark beeindruckt von der Erhabenheit diesesnGipfels. In den vergangenen Tagen hatte sich trotz eenig Niederschlag Eis in der Headwall gebildet, welches selbst in der Sonne nicht schmolz. Bei der intensieven Sonne hier ist dies schwer vorstellbar. Die einzig logische Schlußfolgerung war, das es dort oben eiskalt ist. Der wind der eigentlich gar nicht vorhergesagt war pfiff kalt durch das Tal und wir verworfen bald den Vorsatz am Einstieg zu schlafen, denn es sah nach Niederschlag aus. Der Zustieg war die ersten 3h leicht und wurde schlagartig unangenehm als wir die Moräne des Gletschers erreichten. Ganz feiner Staub mit Steinen gespikt und teilweise 45° Grad. Wenn dies wenigstens Eis wäre, da würde man Steigeisen anziehen und gut. Hier jedoch rutscht jeder mal aus und klammert sich dabei verzweifelt an einen der wenigen aus dem Staub schauenden Steine um nicht entgültig den Abhang ins Geröllfeld runterzurutschen. Nun verstehe ich auch warum die Reisebüros im Ort schon vor einiger Zeit aufgehört haben gletschertouren anzubieten. Es ist schier nicht tragbar wenn weniger als die Hälfte der Kunden den Gletscher unversehrt erreichen. Auf dem Gletscher selbst war das Laufen wieder angenehm. Die Dimensionen sind einfach gigantisch was die Dauer des Zustieges erklärt. Wer sich hir hinten ein Bein bricht oder auch nur den Knöchel verstaucht hat unweigerlich ein Problem. Alles was hier zu Fuß reinkommt muß auch zu Fuß wieder heraus, denn einen Helikopter gibt es nicht. Wenn dan mal ein Hubschrauber in der Gegend ist wie im Dezember welcher für eine Bergung verwendet wurde, sind die Piloten nicht für solche Einsätze ausgebildet was leider mit dem Absturz deselben endete. Alles gute Gründe um wirklich Sicher zu gehen, dass sich niemand verletzt. Wir schliefen also beim Polaco Biwak und hofften der Wind würde am folgenden Tag abflauen. Beim ersten Tageslicht ging es los und die folgenden zwei Stunden waren leichte Kletterei in Geröll oder brüchigem Gestein. Zu meiner Freude bemerkte ich, das Pepe sehr vorsichtig beim Klettern war und mich bei manchen Stellen bat außerhalb der Fallinie der Steine zu warten bis er eine Passage überwunden hatte. Obwohl er keine Steine lostrat, gefiel mir diese Vorsicht, war sie doch hier wichtiger als sonst. Am Wandfuß angekommen bereuten wir es erneut nich an Ort und Stelle geschlafen zu haben, den es gab kein Wasser wie wir gehoft hatten. Wir mußten wieder etwas absteigen und seitlich queren um mühsamm ein Rinnsal in unsere Trinkflaschen zu bannen. Es ist zwar nicht sehr warm hier in den Bergen, doch durch die trockene Luft wird hier mehr Flüssigkeit benötigt, als bei 40° C Umgebungstemperatur. Wir mußten uns also die Zeit nehmen die 4 Litter abzufüllen, auch wenn die Zeit bei den 700 Klettermetern fehlen würden.
Endlich konnte es losgehen. Bei den leichten Längen zu Beginn war sogar eine richtig schöne 6a+ Verschneidung dabei. Das ließ auf mehr schöne Längen weiter oben hoffen. Kurz nach dem Ersten Aufschwung kam die 7b+ Crux. Eine Boulderstelle mit einem mäßigen Bolt über einem breiten Band. Erst nach lägerem Suchen fand ich eine Variante welche die vorhandenen Strukturen sinnvoll zusammenhängte. Leider blieb mir trotz etlicher versuche der Durchstieg dieser Stelle versagt, denn ich scheiterte immer wieder voll ausgefahren an der gleichen Stelle was sehr kraftraubend war. Um Zeit zu sparen begnügte ich mich mit den Einzelzügen und folgte den steilen Rißspuren entlang der Kante. Nicht nur der Fels war schlechter als erwartet, sondern auch die Absicherung. Wir hatten von jeder größe Friends genau 2 dabei und für den Stand wurden ja auch noch einige benötigt. Laut Topo sollte der 100m lange Riß in zwei Hälften geteilt werden was uns nicht gelang weil uns das Material ausging. Logische Standplätze gab es auch nicht und so hingen wir eher ungemütlich zweimal in den Rißspuren an der Kante ab um nachzuholen. Als wir weiter oben in ein Verschneidungssystem gelanngten besserte sich zumindest die Beschaffenheit der Standplätze. Wir in Patagonien typisch gab es keinerlei fixe Sicherungspunkte aber wenigstens aller 50 Meter was zum Stehen. Der Fels wurde eher schlimmer und die scharfen Granitkristalle zerschürften uns die Hände bei jeder erdenklichen Gelegenheit. Bald schon waren unsere Hände und Finger mit Schürfwunden überzogen doch blieb uns keine Zeit um vorsichtiger zu klettern. Einige diese kleine bösartigen Granitschuppen lauerten geduldig und gut geschützt in der Dunkelheit der Risse. Ähnlich eines Raubtieres lagen sie so auf der Laurr um sich dem unbedachten eilends vorbeikletternden unter die Fingernägel zu bohren. So wurde ich zu ihrem Opfer und durfte am eigenen Leibe erfahren, dass die Asiaten mit den Bambussprossen unter den Fingernägeln eine sehr effiziente Foltermethode gefunden hatten. Wir ließen die blutgierigen Risse hinter uns und atmeten auf, als wir am Ende der Verschneidung endlich auf rötlichen Fels trafen. Dieser ist zwar glätter aber von ausgezeichneter Qualität. So kammen fast zwei weitere Genußlängen dazu. aber ebend nur fast, denn ich war kurz unterhalb der Schulter und auf dieser bleibt der Schnee noch lange liegen bis er sich aus Angst vor der warmen Sonne in die Risse verkriecht und dort dem Kletterer das Leben erschwert. Die schweren Längen sowie der Großteil der Route lag bereits hinter uns. Ähnlich sah es mit dem Tageslicht aus. Aus diesem Grund verzichteten wir auf den Gipfel und die 5 leichten Längen damit wir noch etwas Tageslicht zum Abseilen hatten. Die Bilanz des Tag war ohnehin eher ernüchternd. Bei 18 Seillängen und ca. 600 Klettermetern waren nur 3 tolle Längen dabei. Wer will da schon die Statistik mit 5 weiteren bruchlängen und einem Notbiwak im Abstieg belasten. Noch dazu wenn die Übersetzung des Gipfelnamen "Desmochada" ohnehin "Ohne Gipfel" bedeutet. Sehr schnell bemerkten wir beim Abseilen wie richtig diese Entscheidung war. Die Abseile verlief abseits der Route und ist im Dunklen nur schwer zu finden. Manche Abseilstellen fanden wir auch im hellen nicht und opferten notgedrungen etwas Material. Das Abseilen gefolgt vom Abstieg dauerte noch bis spät in die Nacht hinein. Als uns dann der Lichtschein des fast vollen Mondes die gegenüberliegende Gipfelkette des Cerro Torre zeigte waren wir sogleich für unsere Überstunden belohnt und genossen unser Abendessen 2h nach Mitternacht.  So endete meine erste Kletterei im Torre Valley  wieder mit einem langem Fußmarsch wie sie begonnen hatte.
Die Headwall des Cerro Torre beim Zustieg

Pepe in der Tyrolian Traverse über den Fluss

Hier ist mal ein Gletschersee  ausgelaufen. Wer wohl den Stöpsel gezogen hat?

Gletscherfluß auf dem Gletscher wo man irgendwie rüber muss.

Der frühe Vogel fengt den Wurm. Jetzt gehts los.

3 Länge und eine der wenigen schönen noch dazu.


Da hofften wir noch, das der Fels oben im steilen besser wird.
Naja gut ist anders, aber wenigstens steil. Der 100m 7a+ Riß an der Kante.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Mermoz, Pilar Rojo

Nach dem letzten Fehlversuch einen kompetenten Partner zu finden war ich etwas vorsichtiger geworden und ging erst einmal ein paar Tage Boulder. Ja es klingt sehr komisch, wenn ich sage ich habe große Wände vor der Nase und gehe Bouldern. Ich wollte aber unbedingt mal wieder Klettern, ohne dafür tagelang Rucksäcke zu schleppen. Doch auch beim Bouldern war es typiscb südamerikanisch genau wie das Leben hier. Vormittags passiert gar nichts und gegen 16:00 Uhr geht es dann langsam los. Ich Boulderte etwas mit ein paar Leuten aus Chile und meine Fitness war alles andere als gut nach den letzten Wochen. Dafür hatte ich umso mehr Gelegenheit spanisch zu sprechen, denn englisch sprach kaum jemand. Am Abend brannten meine Fingerkuppen denen Fels mittlerweile fremd war. Da das wenige Spanisch aus der Uni nicht viel Vokabeln zum Thema Klettern enthielt, vergrößerte sich mein Wortschatz in diesem Bereich drastisch. Ein anderer positiver Nebenefekt war, dass Seba einer der fitteren Chilenen auch auf Partnersuche für die großen Wände war.
Nach zwei Tagen zusammen Bouldern beschlossen wir es mal an den kurzen Mehrseillängenrouten unweit des Ortes zu versuchen. Ich war nun etwas vorsichtiger und es gab ein neues zuvor nicht gekanntes Problem: Komunikation. Seba sprach kein Englisch und dies erschwerte vieles. Am Boden war die Kommunikation mit Händen und Füßen noch ausreichend, diese würde jedoch bei Seilkomandos und unvorhersehbaren Ereignissen an ihre Grenzen geraten. Zum Glück merkten wir bei der ersten Route nicht viel davon, denn der Wind war so stark das man kein einziges Wort verstand. Nur gut, dass wir uns vorher in einer für dritte lustig anmutenden Konversation auf die Reihenfolge der Seilaktionen geeinigt hatten. So waren wir beide sicher ebenfalls gesichert zu sein, sobald sich der kleine Haulbag nach oben bewegte. Nich das der Sack nötig gewesen wäre, aber dies erleichterte es ungemein und in den Bergen sei dies ohnehin meine bevorzugte Seiltechnik. Was soll ich also noch sagen es funktionierte, die Knoten kannte Seba und der Haulbag erreichte mit uns den Ausstieg. Nun mußten wir nur noch ein passendes Ziel für das kurze Wetterfenster in 2 Tagen finden. Etwas richtig großes kam wegen der Kommunikation nicht in Frage aber mit etwas ganz kleinem wollte ich die Gelegenheit nicht verschwenden. Da es auch dieses mal schief gehen konnte wollte ich mal ein wenig Neuland in den hiesigen Bergen sehen also nicht schon wieder Guillamet. Mein Vorschlag war deshalb an der Mermoz die Bernd Arnold Route "Pillar Rojo". Ein unschlagbarer Vorteil derselbigen ist, dass die Standplätze gebohrt sind und mann über den selben Weg abseilt welchen man herraufklettert. Doch keine Vorteile ohne Nachteile: Die 450 m lange Route hatte 16 Seillängen von denen nur wenige leichter als 6b waren und das war das schwerste was Seba bisher in den Bergen geklettert war. Zudem waten alles Risse und Seba war eher ein Wandkletterer. Auch der Zustieg über den Gletscher und die 200m über mehrere Bergschünde und 60° Grad steilen Schnee bereiteten ihn unbehagen da er damit keine Erfahrungen hatte. Zusammengenommen war es eine nicht alzu lange aber anhaltend schwere Route in der von allem etwas verlangt wurde.
Ich konnte Sebas Zweifel zerstreuen und wenig später ging es los. Wir zelteten am Passo Guillamet und es war extrem kalt am Abend. Da es am Pass kein Wasser gab, mußten wir aufwendig Eis schmelzen um Wasser für das Abendessen und den kommenden Tag zu erhalten. Die Schatten von Fitz Roy und umliegende Gipfel wurden immer länger und es wurde ein kurzer Abend. Am folgenden Morgen ging es zeitig los merkten jedoch am Bergschrund das wir zu spät dran waren. Die extrem intensive Sonne hatte bereits eine Stunde nach ihrem Aufgang die letzte der 3 Spalten im steilen Schnee soweit aufgeweicht, dass die Eisgeräte wie ein warmes Messer durch Butte schnitten und die kurze senkrechte Stufe zum Problem wurde. Mit jeder Minute die weiter verstreicht würde es problematischer werden den Bergschrund zu überwinden. Deshalb entschieden wir uns aus einer Stufen im Gletscher das letzte Stück zu Sichern, da man dort weningstens eine Eisschraube drehen konnte. Ich probierte es anfangs mit graben um die Stufe zu Uberwinden, merkte aber bald das es eher schlechter als besser wurde. Mit viel Gefühl und vor allem ohne Rucksack mogelte! mich seitlich über die Stufe. Als Seba mit Rucksack nachstieg zeigte es sich das wir alles richtig gemacht hatten, denn er viel 4 mal ins Seil und nur durch kräftige ziehen kam er über die Stufe. Endlich waren wir am Fels und die Risse sahen einladend aus. Am morgen war es schön sonnig, da wir in einer Ostseite kletterten. Zwei Längen vor uns kletterten Matteo und Luca von denen wir bereits am Vortag wußten, dass sie das gleiche Ziel wie wir hatten. Da die beiden bereits ein eingespieltes Team sind, war dies auch die gewünschte Konstellation für zwei Seilschafften im Pillar Rojo.
Endlich war ich dort wo ich hin wollte, an schönen Granitfelsen mit einem Ambiente, das es mir schier den Atem raubte. Der Granit in dieser Wand ist von extrem guter Qualität was man fast immer an der leicht rötlichen Farbe erkennt. Die Risse waren meist trocken und nur an 3 oder 4 Stellen nass oder vereist. Dies machte die Kletterei nur noch interessanter vor allem weil dies für mich die scherste Stelle der Route war. Nicht das die Risse leicht sind, denn es ist anhaltende Rißkletterei im oberen 8ten Sachsengrad. Wie bereits vermutet vielen Saba die Risse nicht leicht und er wolte nur noch Nachsteigen. Dennoch wurde das Grinsen in seinem Gesicht immer breiter je höher wir kammen die Längen waren auch für ihn genial. Dennoch war er beits nach der hälfte der Route auf anschlag und er wurde immer ruhiger und langsammer. Ich redete im gut zu und zählte die Längen rückwärts bis wir es geschafft hatten. Bei der letzten franz 7a Länge ganz zum Schluß mußte auch ich noch einmal richtig kämpfen, damit ich mir meine on sight Begehung sichern konnte. Zum Ende merkte ich, dass auch mir die Längen immer schwere fielen als am Anfang und das mein Spanisch mit zunehmender Erschöpfung immer schlechter wurde. So war die Freude zwar groß und mit 8h waren wir gar nicht mal so viel langsamer als Matteo aber wir mussten uns beeilen wieder nach unten zu kommen. Es kann immer wieder vorkommen, das sich beim Abziehen ein Seil verhängt und dann mußte man diese Länge noch einmal Klettern. Zum Glück passierte dies nur ein einziges mal kurz vor dem Schnee. Weiterhin stellten wir erfreut fest, dass wir nicht den 60° Grad Schnee abklettern mussten sondern entlang der Felsen abseilen konnten. Dies war auch besser so, denn der Schnee war noch immer von der Sonne so aufgewärmt, das wir in Ebenem Gelände Knietief einbrachen. Dies erschwerte uns den Rückweg massiv und wir erreichten im letzten Tageslicht glücklich unser Zelt. Seba hörte nicht mehr auf vor freude zu stahlen und auch ich war zufrieden. So ging ein toller Tag zu Ende und ich kam zu meiner ersten und was die Felsqualität angeht vielleicht zu besten Route in Patagonien. Leider war Seba am nächsten Morgen so geschafft das aus meiner Idee in der Nähe des Biwaks noch eine kürzere Route zu klettern nichts wurde und wir ins Tal abstiegen.
Gletscherzustieg am Morgen, eine traumhafte Stimm

am höchsten Punkt des Schneefeldes und etwas links beginnt unsere Route


Seba in der 2. Länge

Die 4. lange und Crux da eisig im Dach über mir aber dennoch Bildhübsch

Eine ganze Länge nur Handries aka Manos al cielo

Pillar Rojo 3 letzte Länge mit immer länger werdenden Schatten des Gipfels und vom Fitz Roy

Impressionen der abendlichen Gletscherwanderung

Seba ist happy, endlich geschafft
Der Schatten von Fitz Roy