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Donnerstag, 22. September 2016

Das Ende vom Sommer


Im Tal gibt es keine Elektrizität weshalb alles noch sehr ursprünglich ist.

Es ist Mitte September und es sind in Dresden über 30°C. Das allein ist schon ungewöhnlich, aber die Großwetterlage über ganz Europa sieht so aus. Die Nullgradgrenze in den Alpen liegt über 4000 m und das ganze schon seit über einer Woche. Damit ich mit Thomas auch mal wieder ein Wochenende in die größeren Wände komme, haben wir uns Mitte September ein 3 Tage Wochenende freigeschaufelt und bei dem Wetterbericht kann ich mich vor Kletterzielen kaum retten.
Eine alte Kletterweisheit lautet: Wer zeitig (abends) plant, plant doppelt erfüllte sich vollends. Genau zum Beginn unseres Wochenendes bricht das hoch zusammen und die Alpen versinken in Sintflutartigen Niederschlägen. Da bleibt mal wieder nur das schöne Tessin als Ausweg doch auch dort ist das Wetter eher durchwachsen angesagt, das heißt im Klartext mindestens ein ganzer Tag Regen und der Rest so naja. Doch so schnell lassen wir uns nicht entmutigen und fuhren trotzdem los und fuhren mal wieder in märchenhafte Valle Bavona im Tessin und es sollte in der Tat eine Zeitreise der besonderen Art werden.

Der Waserfall in Froglio

Della Funvia 7b/7b+
Wie der Wetterbericht und prophezeit hatte regnete es am ersten Tag aber unser Ziel war eine neuere Route am Ende des Tales wo die ersten 7 Seillängen so steil sind, dass man sich keine Sorgen machen muss was für ein wetter herrscht. Der Niederschlag der letzten Nacht lief noch stundenlang am Fels herunter, aber wir konnten die ersten Längen Problemlos klettern. Das Gestein war zwar durch den Wassermangel etwas staubig und die Erstbegeher konnten den echt tollen Standplatzbändern nicht wiederstehen und so waren die längen recht kurz. Alles in allem eine schöne Sache auch wenn wir nur die halbe Route geklettert haben. Wir fanden die Längen im unteren Bereich leichter als eingestuft aber das tut der Route nicht weh. Da ab der 8. Sl Duschen angesagt war versuchten wir unser Glück mit dem überhängendem Abseilen direkt zum Boden. mit 2 x 70m Seilen reicht es gemütlich mit einem 60 m Seil und einem 70m Seil muss man ein bisschen tricksen. Schönes Erlebnis mit nur 10 Min Zustieg. Ein Lob an die Erstbegeher.



6. SL Della Funivia

7. SL Della Funivia


Nel Dubbio Sali 8a, 180m (7a+ obl)

Der Wetterbericht und unsere Wetterfee aus Dresden behielten recht und der Samstag war der schönste Tag von allen. Das war auch gut so, denn für diesen Tag hatten wir nicht nur einen fast 3 stündigen Zustieg vor uns sondern eine wahre Zeitreise. Wir stiegen in Valle di Foioi auf den Spuren der Transhumanz (der Stufenwirtschaft) welch vor über hundert Jahren dafür sorgte das die höheren Regionen in den Tälern von Tieren abgegrast werden konnten denn Futterplätze waren in den engen Tälern knapp. Von diesen längst vergangenen Zeiten zeugen immer noch die Natursteintreppen die weit in die Berge hinaufreichen und die Häuser die man nach mehrstündigem Fußmarsch im dichten Esskastanienwald findet. Der Zustieg war anstrengend aber wunderschön. Immer wieder waren wir erstaunt auf Stufen zu treffen selbst da wo wir dachten, dass dieser Weg nur von den ERstbegehern begangen wurde. Leider verpassten wir nach einer Natursteinmauer links den Hang hoch zu steigen und folgten einem falschen Steinmann zu einem weiteren Haus. 

Tolle Natursteintreppen.

Endliche sehen wir die Wand

100m nach dieser Maer geht es links den Hnk im Gras hoch. Der Weg ist schwer zu sehen wird aber bald besser.
So stiegen wir über glitschige Reibungsplatten und feuchtes Gras um nach über 3h endlich am Einstieg der Wand zu stehen. Diese war nicht so steil wie erwartet aber die Felsqualität war ausgezeichnet. Nach einer leichten länge folgte die erste Crux der Route. Eine tolle technische platte mit Leisten und Untergriffen vom feinsten. Zum Abschluss kam ein Daumenstützmantler wo ich gerade so am Zielgriff ankam. Na das würde im Durchstieg echt spannend werden. während ich mich ausruhte war Thomas an der Reihe und er stieg tatsächlich auf Anhieb durch. Als ich an der Reihe war wurde es trotz der guten Schuhe echt knapp denn die kleinen Leisten forderten ihren Tribut von meinen Unterarmen. Um so mehr war ich von Thomas seinem flash beeindruck. Es wurde auch nicht wirklich leichter und selbst in der Rechtsvariante warteten immer wieder sehr weite Züge auf mich und es folgte eine geniale Stützverschneidung die für 7a sehr garstig bewertet war. Als ich wieder an der Reihe war gab es noch einmal eine 7c Hangelrippe, welche mit einem Schmakerl des Nervenkitzels aufwartete. Das Seil verhing sich entweder nach dem ersten Haken im Riß oder lief über eine Messerscharfe Kante. Da macht Klettern echt keinen Spaß mehr und die unsicheren Hangelzüge werden echt zum K(r)ampf. Nach viel zu kurzer Pause stieg ich durch und Thomas konnte wieder im ersten versuch punkten strengte sich aber gewaltig dafür an. Die nächsten 2 Längen waren schmutzig und die letzte durchaus etwas gesucht. Zufrieden aber ziemlich müde stiegen wir wieder ins Tal ab und waren zur Dämmerung wieder am Auto. Da wir auch in der Dämmerung aufgebrochen waren hatten wir den Tag optimal genutzt und die Nudeln schmeckten besonders gut.
Endlich oben.

Samt unserem hängenden Imbiss gehts Talwärts



Vai col Blues 7c+, 260m (6b obl)
Der Monte Eus ist im Verzasca und damit bereits eine Stunde näher an zu Haus. Das Gestein ist weiterhin Gneis, aber die Strukturen sind sehr abwechslungsreich. von Felsadern über Löcher, Überhänge und Reibungsplatten gibt es alles. Wir hatten zwar eine Andere Route geplant aber leider verpassten wir im Zustieg einen Abzweig und verloren so 1,5h. Ja es war ein richtiges Wanderwochenende aber auch ich komme in die Jahre. Das war auch der Grund für die leichteste Route an der Wand die entweder in der 2. Länge 1 mal A0 geklettert wird oder die einen Plattenboulder mit 7a+ bloc auffährt. Selten stand ich sowohl in der Armspanne als auch mit beiden Füßen so weit ausgespreizt da, dass ich beim Versuch diesen Zug aufzulösen 5 oder 6 mal chancenlos abtropfte. Nach einer längeren Pause hatte Thomas wieder mal kurzen Prozess mit der Stelle gemacht düsten wir die nächsten 220 Klettermeter im Sauseschritt nach oben. Das Wetter hielt erstaunlicherweise und die paar Regentropfen die aus dem Himmel fielen störten uns nicht. Gegen 4 Uhr traten wir die Heimfahrt an und waren sehr erfreut trotz schlechten Wetterbericht alle 3 Tage etwas geklettert zu haben.
Man merkte das das Laub bereits von den Bäumen viel und somit der Herbst als schönste Jahreszeit des Jahres vor der Tür steht. Hoffentlich gibt es noch mal richtig schönes Herbstwetter.

Echt lecker das Wasser in der Schweiz